So viele Irrtümer

Es ist schwer zu glauben, wieviele Irrtümer es über Windenergie gibt. Hier einige davon:

1. Warum wollt ihr weiter Subventionen, wenn ihr doch billiger als alle anderen seid?

Tatsächlich erhält Windenergie in Deutschland garkeine Subventionen, ebensowenig wie Photovoltaik. Dies hat der Europäische Gerichtshof 2019 zum wiederholten Mal entschieden. Die Vergütung nach dem Erneuerbaren Energiegesetz ist einfach eine Mindestvergütung, ähnlich dem Mindestlohn. Ohne einen solchen Mindestwert wäre es ummöglich gewesen, Wind- und Solarstrom gegen die hochsubventionierten fossilen Energiequellen durchzusetzen. Denn was ist denn die kostenlose Nutzung unserer Atmosphäre als Mülldeponie für Kohlendioxid anderes als eine gewaltige Subvention?

Und natürlich würden die Erzeuger von Wind- und Sonnenstrom sehr gern mehr als die heutige Mindestvergütung am Markt erzielen – dafür müsste Kohlendioxid aber zunächst einmal eine fairen Preis erhalten.

2. Warum verliert die Windkraft ALLE gemeinsamen Ausschreibung gegen die Photovoltaik, wenn ihr doch die günstigsten seid?

Windstrom ist nicht 1:1 dasselbe wie Solarstrom. Während heutige Windkraftanlagen in 90% der Jahreszeit mit über 3.000 Vollaststunden Strom erzeugen, kommen Solaranlagen nur auf 30% der Jahreszeit mit ca. 1.000 Vollaststunden. Für Solarstrom werden also viel mehr Speicher benötigt, um die Energie bedarfsgerecht verfügbar zu machen. Man kann etwa sagen, dass Windstrom für 6 ct/kWh etwa gleichwertig ist mit Solarstrom für 2-3 ct/kWh. Die bisherigen Ausschreibungen haben dies ignoriert, was am Anfang auch in Ordnung war. Künftig wird sich das ändern.

3. Warum gibt es in Brandenburg die ersten Photovoltaik-Projekte, die auf Subventionen verzichten, aber keinen einzigen Windpark, der ohne Subventionen geplant ist?

Zunächst siehe 1. Darüber hinaus ist es heute tatsächlich möglich, mit Solarstrom einfach an die Börse zu gehen. Das wird sich mit zunehmenden Solar-Ausbau aber wieder schnell ändern, denn da alle Solaranlagen gleichzeitig viel einspeisen, wird dies die Preis massiv drücken. Für Windkraft und Solar gilt: es sind mit fast 20 Jahren Refinanzierungsdauer sehr langfristige Investitionen, welche um so günstiger werden, je niedriger der risikobedingte Zinsaufschlag ist. Da die technischen Risiken inzwischen bekannt und gering sind, bleibt als einziges Risiko das Marktpreisrisiko. Wenn man also billigen Wind- und Sonnenstrom haben will, dann muß man das Marktpreisrisiko klein halten – und genau das tut das Erneuerbarer Energien Gesetz, welches im Wege der Ausschreibung für die preiswertesten Projekte eine 20-jähre Preisgarantie gibt.

Erst wenn die fossilen Energien in allen Energiesektoren massiv auf dem Rückzug sind und sich damit stabile Markverhältnisse einstellen, werden Windkraft- und Solaranlagen sich ohne den Schutz des EEG sicher und günstig finanzieren lassen.

4. Warum haben wir bei 7.500 MW an installieren Windkraftanlagen die höchsten Strompreise Europas?

Die Höhe der Strompreise ist eine Folge vieler staatlicher Fehlentscheidungen, welche getroffen wurden, um die fossilen Stromerzeuger am Leben zu halten. Wohin das Geld für den Strom geht, ist hier nachzulesen.

Es wird in den nächsten Jahre sehr wichtig werden, Strom viel billiger und CO2-Emissionen viel teurer zu machen. Die aktuell in Rede stehende „CO2-Bepreisung“ kündigt genau dies an. Und dann werden wir plötzlich sehen, das Deutschland einen sehr geringen Strompreis hat – sobald die viele staatlichen Umlagen und die extrem hohen Netzentgelte wieder abgebaut sind.

Die EEG-Umlage ist übrigens kein geeignetes Maß für die „Kosten der Energiewende“. Einerseits lässt sich leicht zeigen, dass erneuerbare Energie billiger sind, als fossile Energie. Andererseits ist es so, dass seit über 10 Jahren die Summe aus Börsenstrompreis und EEG-Umlage etwa konstant ist. Was hat das zu bedeuten? Nun, nichts anderes, als das Wind-  und Sonnenstrom zuerst die teueren fossilen Stromerzeuger vom Markt verdrängen, daher sind die Börsenstrompreis seit 2008 quasi im freien Fall gewesen. Weil aber die EEG-Umlage nichts anderes ist, als die Differenz zwischen den erneuerbaren Erzeugungskosten und dem Marktpreis, stieg entsprechend die EEG-Umlage. Ohne erneuerbare Energien wäre unsere Stromerzeugung heute also genauso teuer, nur würde sie fast das Doppelte an CO2-Emissionen verursachen.

Und noch eines: die EEG-Umlage besteht fast aussschliesslich aus den Umlagen für Solarstrom, Biomassestrom und Offshore-Windkraft. Windkraft an Land ist nur für unter 10% der EEG-Umlage „verantwortlich“.

5. Warum behaupten die Netzbetreiber, die steigenden Netzentgelte wären vor allem auf die Entschädigungszahlungen an Windkraft-Betreiber zurückzuführen (wegen Windkraft-Überkapazitäten und daraus resultierender Zwangsabschaltung, für die der Kunde lauf §15 EEG dennoch zahlen muss).

Diese Behauptung ist eher selten – aber wenn ein Netzbetreiber dergleichen verlauten lässt, dann sicher immer im eigenen Interesse. Die deutschen Netzbetreiber erhalten nämlich eine garantierte Eigenkapitalverzinsung von 9%! Das ist derzeit etwa unendlich mal mehr, als die Sparkasse an Zinsen auf Einlagen zahlt. Ein gigantisches Geschäft! Die Netzbetreiber wollen daher immer mehr Netze bauen, weil sie damit mehr Geld verdienen als irgendjemand anders im Lande – er eben deswegen steigen die Strompreise immer weiter.

Aber damit das niemandem auffällt, ist es immer gut, möglichst viele Rechtfertigungen zu haben. Das ist der wahre Grund, warum der irrsinnige Netzausbau immer wieder mit erneuerbaren Energie begründet wird und warum steigende Netzentgelte auch wieder der Windenergie „in die Schuhe geschoben werden“.

6. Egal, wie wenig Sinn der weitere Ausbau der vorhandenen Überkapazität in Brandenburg hat – es wird immer weiter ausgebaut.

Erneuerbare Energien erzeugen derzeit etwa 250 TWh in Deutschland – aber 1.200 TWh werden benötigt. Es ist also völlig klar, das ausgebaut werden muss. Es gibt garkeine Überkapazitäten an Windstrom im Lande – es gibt nur viel zu wenig Energiespeicher! Und genau darin besteht die Herausforderung der nächsten Jahre: die günstig erzeugte erneuerbare Energie in Form von Wasserstoff dauerhaft zu speichern und jederzeit verfügbar zu machen.