Kernkraft

Was ist mit der Kernenergie?

2,476 PWh Kernenergie werden 2017 erzeugt. Der Weltenergiebedarf liegt bei 13.699 Megatonnen Öleinheiten á 41,868 MJ pro Öleinheit, also 13.699 x 1.000.000.000 x 41,686 MJ = 159 PWh (159 Billionen Kilowattstunden). Pro Erdbewohner sind das knapp 20.000 kWh.

Der Anteil der Kernenergie am Weltenergiehunger beträgt demnach 2,467/159 = 1,5% und ist damit im Grunde bedeutungslos. Der Anteil moderner erneuerbarer Energie liegt demgegenmüber weltweit bei über 10% und wächst rasant, während Kernernergie stagniert bzw. schrumpft.

Wie konnte das passieren? Kernkraft wird weltweit fast ausschließlich nur zur Stromerzeugung genutzt. Strom ist aber nur ein kleiner Teil des gesamten Energieverbrauches.

Den Risiken der Kernenergie steht insgesamt nur ein sehr kleiner Nutzen gegenüber.

Diese Risiken aber sind erheblich. Bereits die Gewinnung von spaltbarem Uran ist mit hohen bergbaulichen Umweltschäden und CO2-Ausstoß verbunden. Die strahlenden Zerfallsprodukte können nirgends für Menschen sicher gelagert werden. Und zu allem Unglück kommt es alle ca. 25 Jahre zu schweren Unglücken in Kernkraftwerken mit hoher Freisetzung von strahlendem Material.

Kernkraft gehört damit zu den Technologien, die kein Ingenieur empfehlen darf – denn gute Ingenieurskunst bedeutet, dass, eindenk der Tatsache, dass jede Maschine versagen KANN, alle Maschinen so zu konstruieren sind, dass sie versagen DÜRFEN, ohne viel Schaden anzurichten. Kernkraft aber gehört zu den Technologien, die nicht versagen dürfen, weil sie sonst gewaltigen Schaden anrichten. Das kann kein Ingenieur verantworten.

Und Kernkraft und erneuerbare Energie – geht das zusammen?

Nein. In ein Energiesystem mit hohem Anteil erneuerbarer Energie passen keine Anlagen, welche ständig mit Volllast laufen müssen. Kernkraftwerke würden dazu führen, dass ständig große Mengen erneuerbarer Energie abzuregeln wären, was die Energie stark verteuern würde. Würde man die Kernkraftwerke abregeln, hätte es denselben Effekt, abgesehen davon, dass es technisch sehr schwer ist, Kernkraftwerke häufig ab- und zuzuschalten. Ein abgeschalteter Kernreaktor „vergiftet“ sich nämlich mit radioaktivem Xenon, welches erst über mehrere Tage wieder zerfällt (Xenon absorbiert die Neutronen, welche für die Kernspaltung erforderlich sind).

Da aber eine 100%-ige Versorgung unseres Landes mit Kernkraft etwa 150 Kernkraftblöcke erfordern würde, für die sich gewiß keine Mehrheiten und Standorte finden ließen, und also immer ein überwiegender Anteil erneuerbarer Energie benötigt würde, gibt es keine kostengünstige Lösung für deren Kombination. Erneuerbare Energie braucht vielmehr Speicher, insbesondere Wasserstoffspeicher – und genau dafür steht das Gasnetz bereit.

Aber es gibt doch die Kernfusion!

Seit 1950 träumen Politiker von der Kernfusion. Sie sollte in 30 Jahre machbar sein aus damaliger Sicht. Das haben wir nicht geschafft. Heute heisst es eher 50 Jahre. Aber das wäre zu spät. Kein Energieerzeuger weltweit investiert daher in diese Technik.

Und ist Kernfusion sauber? Zunächst müssen Deuterium und radioaktives Tritium mit hohem Energieaufwand gewonnen werden, um sie zu Helium zu verschmelzen. Die dabei freiwerdende Energie ist gewaltig – besteht aber zu 80% aus schnellen Neutronen. Diese durchdringen jedwedes Material und verwandeln die meisten Stoffe in radioaktive Isotope. Die Tritiumgewinnung passiert im äußeren Mantel eines Fusionsreaktor, wo sich Lithium befindet, welches unter Neutronenbeschuß zu Tritium wird. Auch dieses wird zu Teilen freigesetzt und verstrahlt die Umgebung. Und nicht zuletzt lassen sich mit Tritium wieder neuartige Kernwaffen bauen. Wirklich sauber sieht anders aus.

Die Kernspaltung war übrigens tatsächlich als Brückentechnologie zur Kernfusion gedacht. Wie wir heute wissen ist auch diese Brücke eine Brücke ins Nichts.

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