Energiekosten

Erneuerbare Energie ist nicht teuerer als aus fossilen Quellen gewonnene Energie. Entscheidend ist dabei, daß der Energiebedarf durch Umstellung auf erneuerbare Energie auf ein Drittel verringern wird.

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Der Preis, den wir heute für unseren Energieverbrauch zahlen, beträgt im Mittel etwa 5 ct/kWh. Dies entspricht 180 Mrd. € für den heutigen Verbrauch von 3,6 PWh jährlich.

Die Herstellungskosten von Wind- oder Solarstrom liegen inzwischen ebenfalls bei 5 ct/kWh.

Die oft zitierte EEG-Umlage wird meist falsch interpretiert. Sie sagt nichts über die Kosten eines erneuerbaren Energiesystems. Insbesondere Windenergie an Land trägt im Gegensatz zur oft geäußerten Vermutungen unter 10% zur EEG-Umlage bei (siehe hier:  Windenergie an Land erhält 4 von 21,4 Mrd. € EEG-Umlage, also 19%. Wenn man dazu den Preisverfall für Strom aufgrund des Merit-Order-Effektes berücksichtigt, welcher mit Sicherheit mindestens 50% der EEG-Umlage ausmacht, dann wird klar: Windkraft macht Energie billiger).

Auf der Seite model.energy von Tom Brown kann man übrigens auch selbst die Energiekosten eines erneuerbarern Systems kalkulieren – sie lassen sich aber auch wie folgt abschätzen.

Was kostet es nun?

Würde man die künftig benötigten 1,2 PWh Energie je hälftig aus Windkraft und Solarenergie herstellen, so würde dies bei den heutigen dafür anzusetzenden Gestehungskosten von 5 ct/kWh jährlich 60 Milliarden Euro kosten.

Elektrolyseure für die Herstellung von Wasserstoff kosten pro Leistung etwa halb soviel wie Windkraft- oder Solaranlagen. Selbst wenn man annähme, daß genausoviel Elektrolyseleistung installiert würde wie es Erzeugungsleistung im Netz gibt, käme man für die Einspeicherung der Energie maximal auf die Hälfte der Stromerzeugungskosten, d.h. auf 30 Milliarden Euro jährlich.

Eine Abschätzung der Speicherkosten kann wie folgt durchgeführt werden: von den 1,2 PWh Energiebedarf wird die Hälfte direkt elektrisch verbraucht. Von den verbleibenden 600 TWh muss maximal ein Viertel längere Zeit zwischengespeichert werden, um Energieengpässe zu überbrücken. Dieser Speicherbedarf für 150 TWh kann zu zwei Dritteln im Gasnetz erfolgen. Es verbleiben 50 TWh, welche 1,5 Mio. Tonnen Wasserstoff entsprechen. Ein Speicher für 1 Tonne Wasserstoff kostet heute ca. 1 Mio. € und kann mindenstens 50 Jahre genutzt werden. Daraus ergeben sich also 1,5 Mio. x 1 Mio. / 50 = 30 Mrd. €. jährliche Kosten.

Der Wasserstoff wird über das vorhandene Gasnetz verteilt bzw. direkt an in unmittelbarer Nähe befindliche Tankstellen abgegeben. Ein spezielles Wasserstoffnetz zwischen den Tankstellen ist nicht erforderlich, vielmehr würde jede Tankstelle so ausgelegt werden, daß sie ausreichend Speicher für den voraussichtlichen Absatz an Fahrzeuge hat. Sollte der Speicher doch einmal leer zu werden drohen, kann über eine Preiserhöhung die Nachfrage auf andere Tankstellen umgelenkt werden – entsprechende Tankstellen-Preis-Apps sind bereits Alltag.

An Kosten für die Verteilung des Gases entstehen also Umrüstkosten am Erdgasnetz und ggf. an angeschlossenen Verbrauchern, sowie die Kosten für die Errichtung von Tankstellen. Es gibt heute etwa 14.000 Tankstellen in Deutschland. Für die Wasserstoffmobilität sind 10.000 Tankstellen sicher mehr als ausreichend. Pro Tankstelle fallen ca. 2 Mio. an Kosten an. Geht man von 20 Jahren Lebensdauer aus, so ergeben sich jährliche Kosten von 1 Mrd. Euro.

Die Kosten für den Betrieb des Gasnetzes mit H2 kann man abzuschätzen, wenn man die Gasnetzentgelte, die unter einem Cent pro Kilowattstunden liegen, mit den etwa 1000 Mrd. Kilowattstunden Erdgas multipliziert, die jährlich in Deutschland durch die Netze fliessen. Man erhält also maximal 10 Mrd. €.

Die elektrischen Netze, für deren Bau und Unterhaltung wir heute 24 Mrd. €  (siehe hier S. 51, wo ein Anstieg auf 27 Mrd. € erwartet wird) ausgeben, müssen über die bisherigen Maßnahmen hinaus, welche im wesentlichen erforderlich sind, um ein kernenergiefreies Süddeutschland künftig mit Energie aus dem Norden zu versorgen, nicht wesentlich ausgebaut werden. Man kann also max. 30 Mrd. € für die Netze ansetzen.

Um die Netzstabilität zu sichern, ist es wahrscheinlich erforderlich, daß Doppelte der heutigen Primärenergiereserve von 3000 MW vorzuhalten. Nehmen wir zur Sicherheit an, daß auch die Laufzeit von 1/4 Stunde auf 1 Stunde erhöht würde, so wären 3000 MWh Primärregelenergie vorzuhalten. Dies kann durch Akkumulatoren erfolgen, welche heute 500 €/kWh kosten. 3000 MWh * 500 €/kWh ergibt 1,5 Mrd. €, welche sich über 10 Jahre Lebenszeit verteilen. Wechselrichter und Nebenanalagen können diese Kosten max. verdoppeln, so daß sich jährlich 0,3 Mrd.€ ergeben.

Die Leistung von Wärmepumpen für die Gebäudeheizung in Höhe von 300 TWh würden bei 2000 Volllstunden (da sich nur bei ausreichend Windangebot arbeiten könnten) auf  150 GW summieren. Bei Kosten von 1.500€/kW und 20 Jahren Lebensdauer ergeben sich dann jährliche Kosten von 150 Mio. X 1.500 /20 = 11 Mrd.€.

Für Wärmespeicher könnten nochmals 6 Mrd. € angesetzt werden.

Insgesamt würde die Unterhaltung eines Systems mit 100% erneuerbarer Energie damit ca. 180 Milliarden Euro jährlich kosten. Das ist der Betrag, den wir heute bereits für unsere 3,6 PWh Primärenergiebedarf ausgeben – für Kohle, Öl, Atom und für welchen wir immense Umweltschäden hinnehmen.

Bereits diese Abschätzung zeigt also, dass Erneuerbare Energie keinesfalls unbezahlbar ist – im Gegenteil: die sich aus den veränderten Technologien ergebenden Energieeinsparungen wiegen die höheren Stromkosten auf. Die Vermeidung von Umweltschäden kostet auf diese Weise fast nichts. Bedenken wir noch, dass um Sonne und Wind, im Unterschied zum Öl, wohl niemals ein Krieg geführt werden dürfte, wird klar: nichts ist günstiger als Erneuerbare Energie.