Das war`s?

Es war der 15. Februar 2018. Im Lenkungskreis Stromerzeugung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft wurde ohne weitere Erörterung beschlossen: „Der Lenkungskreis ‚Stromerzeugung‘ stimmt der Auflösung des Fachausschusses ‚Kernenergie‘ rückwirkend zum 31.12.2017 zu.“

Ich fragte noch, ob es eine Schweigeminute geben sollte, aber wir gingen dann doch sofort zum nächsten Tagesordnungspunkt über. Niemand interessierte sich mehr für Kernenergie.

Nun, fünf Jahr später, fahren die letzten Kernkraftwerke herunter. Sechs Jahrzehnte Arbeit hunderttausender hochqualifizierter Fachkräfte endet nun endgültig im Rückbau.

Gemessen an den Verheißungen und der politischen Unterstützung war der Anteil der weltweiten Stromerzeugung aus Kernenergie am Welt-Primärenergieverbrauch nie nennenswert – er erreichte nur 1,5%. Zwar war die Technologie der Wärmeerzeugung mittels Kernspaltung gewaltig, aber am Kernreaktor hing dann doch wieder nur eine schlichte Wärmekraftmaschine: die Turbine. Genau genommen eine verbesserte Dampfmaschine. War das wirklich genial?

Photovoltaik ist im Vergleich zur Kernkraft wirklich genial. Statt mittels lebensgefährlicher Strahlung viel Wärme zu erzeugen, die dann einen riesigen Turbosatz zum Rotieren bringt, wandelt Photovoltaik eine Art elektromagnetischer Wellen einfach in eine andere um: Licht zu Strom. Die beiden sind Zwillinge, also sehr nah miteinander verwandt. Der Materialeinsatz dafür ist verschwindend gering – ein wenig Sand nur. Allerdings aufbereitet mit extrem viel Wissen. Aber genau das macht diese Technologie so interessant – denn alles, was viel Wissen aber kaum Material braucht, lässt sich leicht potenzieren. Solarenergie ist bereits sehr günstig und wird noch viel billiger werden.

Und so hat es die solare Stromerzeugung in wenigen Jahren auf 4% Anteil an der weltweiten Stromproduktion gebracht (knapp 1% am Primärenergieverbrauch) und wir die Kernkraft bald überholen. Auch die technologisch deutlich aufwändigere Windkraft wird es schwer haben, ihre weltweite Führungsposition in der erneuerbaren Stromerzeugung gegenüber Solarstrom zu behalten.

Es gibt übrigens noch eine Technologie, die wenig Material, aber viel Wissen benötigt: die Brennstoffzelle. Sobald diese in grosser Stückzahl hergestellt wird, wird ihr Preis ins Bodenlose fallen. Und dann steht neben der billigen erneuerbarer Stromerzeugung und der Wasserstoffgewinnung eine extrem billige Technik zur Verfügung, welche mit extrem hohem Wirkungsgrad aus gespeichertem erneuerbarerem Strom (H2) wieder Strom gewinnt. Man sieht: das Ende der Kernenergie ist kein Drama. Es geht wirklich viel besser.

Um eines nur ist es schade: wer einmal das Glück hatte, in einen offenen Kernreaktor zu schauen (ist ungefährlich, weil das Wasser die Strahlung absorbiert), der vergißt nie wieder dieses unheimlich tiefe Blau der Tscherenkow-Strahlung. Es ist wie ein Blick ins Jenseits.

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