An die, die es betrifft

Hier geht es um die Fragen, welche Anwohner, Gemeinden und Bürger zu erneuerbaren Energien stellen. Seitdem die Energieerzeugung die wenigen für kaum jemanden zugänglichen Bergbaugebiete, Kraftswerksblöcke, Heizzentralen und Raffinierien verlassen hat und sich mittels erneuerbarer Energien über die gesamte Landesfläche erstreckt sind natürlich durch die neue Sichtbarkeit viele Fragen entstanden. Zwischen Euphorie und Angst, zwischen Zustimmung und Ablehung besteht hier ein breites Meinungsspektrum. Leider helfen MEINungen hier nicht weiter. Es braucht ein gemeinsames Verständnis.

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Was sind Argumente gegen Windenergie und was ist daran irreführend?

1. „Die Windkraftanlagen decken mit ihrer Erzeugung von 110 Mrd. Kilowattstunden nur einen geringen Teil des Energiebedarfes unseres Landes, welcher derzeit 3.600 Mrd. Kilowattstunden beträgt.“ Dieser Anteil von 3% erscheint tatsächlich gering. Die Irreführung besteht aber darin, dass ein erneuerbares Energiesystem für Deutschland nur 1200 Mrd. Kilowattstunden Energie benötigt, weil fast alle der heutigen Verluste aus Kühltürmen, Auspuffen und Schornsteinen, welche sich auf über 1700 Mrd. Kilowattstunden summieren entfallen. Tatsächlich hat also Windkraft schon etwa 10% Anteil am künftigen Energieverbrauch. Wenn man dann noch weiss, dass heutige Windkraftanlagen bereits das Zwanzigfache an Strom erzeugen, gegenüber dem, was ihre in die Jahre gekommen Kollegen schaffen, dann wird schnell klar, dass selbst ohne eine Erhöhung der Zahl von Windkraftanlagen aus Wind mehr Energie gewonnen kann, als unser Land braucht.

2. „Es sind immer mehr tote Greifvögel zu beobachten.“ Das ist schlicht falsch. Windkraft nutzt den Vögeln viel mehr als sie schadet. Gerade mit der Windenergie kamen wieder mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Feldraine und Wege in die Äcker, an denen sich Tiere aller Art ansiedeln – beste Nahrungsgrundlage für Großvögel, welche auch tatsächlich dort jagen und sich vermehren. Bedrohlich für Vögel ist keinesfalls die Windenergie, sondern Glasscheiben, schnelle Verkehrsmittel und elektrische Leitungen. Der Artenschutz wird in Bezug auf Windenergie von irregeleiteten Zeitgenossen schlicht mißbraucht.

3. „Windkraftanlagen erzeugen gesundheitsschädlichen Infrasschall.“ Das ist grober Unsinn. Sehr viele Menschen, die Windenergie befürworten, leben in unmittelbarer Nähe ohne krank zu werden. Es ist schon erstaunlich, dass nur Windkraftgegner unter Infraschall leiden. Das Windkraftanlangen keinen Infraschall abgeben, der in einiger Entfernung noch nachweisbar wäre ist selbst auf Wikipedia nachzulesen. Es braucht auch nach 30 Jahren Windkraft in Deutschland keine Langzeitstudien mehr über deren gesundheitliche Auswirkungen – es gibt schlicht keine, denn sonst wären schon hunderttausende Menschen erkrankt. Auch das Oberverwaltungsgericht Münster urteilte 2019: Nach dem bisherigen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse mit zahlreichen Studien führt Infraschall – wie auch tieffrequenter Schall – durch Windenergieanlagen grundsätzlich nicht zu Gesundheitsgefahren.

4. „Windenergie verteuert den Strom.“ Das Gegenteil ist der Fall. Windenergie hat seit 2008 zu einem Verfall der Strompreise an der Strombörse geführt. Erneuerbare Energie ist auch insgesamt nicht teurer als die Verbrennung fossiler Ressorcen, wie hier gezeigt. Und die berühmte EEG-Umlage besteht zu 90% aus den politsch veranlassten Kosten für Biomasse, Offshore-Wind und alte Photovoltaikanlagen, wobei lediglich letztere sinnvoll waren, weil sie PV billig werden liessen. Für steigende Strompreise sind vielmehr falsche  politische Weichenstellungen verantwortlich wie die Belastung von Strom mit zusätzlichen Steuern oder die Verhinderung des Baus von billigen Netzen in Verbundkraftwerken.  Sogar die Windenergie selbst, deren Gestehungskosten jahrzehntelang bei 9 ct/kWh lagen, hat mit Erreichen von 160 Meter Turmhöhe und 80 Meter Rotorblattlänge ihre Kosten fast halbiert und kostet damit nur ein Drittel dessen, was die Engländer für ihr Kernkraftwerk in Hinkley Point zahlen müssen.

Wer behauptet, erneuerbare Energie verteuere das Energiesystem, ist schlicht der EEG-Umlage-Lüge aufgesessen, die da sagt, die EEG-Umlage bilde die Mehrkosten der erneuerbaren Stromerzeugung ab. Wenn wir 2050 100% erneuerbare Erzeugung erreicht haben werden, dann wäre bei unveränderter Rechtslage die EEG-Umlage identisch mit den Kosten der Stromerzeugung und läge bei 5 ct/kWh, sofern die Gestehungskosten bis dahin nicht weiter sinken würden. Wären diese 5 ct/kWh dann „Mehrkosten“? Natürlich nicht – es sind einfach nur die Kosten ohne „mehr“. Der Börsenpreis wäre dann fast immer Null, weil fast immer mehr Stromangebot da wäre als Nachfrage, aber das ist ein anderes Thema.

Politiker, welche die Scheinargumente gegen Windkraft aufgreifen, schüren nur falsche Ängste und agieren damit gegen das Gemeinwohl. Statt die kleine Minderheit der Menschen zu bedienen, die mit Windenergie ein persönliches Problem haben, braucht es klare Wort für Windkraft, für deren Nutzen und Gefahrlosigkeit. Wenn Politiker hoffen, sich ein paar Stimmen aus den Reihen der Gegner zu sichern, indem sie sich ihre Argumente zu eigen machen, dann gefährden sie damit den Fortbestand unserer Gesellschaft. Es braucht vielmehr den Mut, den Menschen klar zu sagen, dass Windenergie wichtig und ungefährlich ist – und genau das wird sich auch politisch auszahlen. Denn Lügen haben kurze Beine…

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