Windpotenzial Brandenburg
Als kaum jemand sich vorstellen konnte, dass Windenergie je eine wesentliche Rolle im Energiesystem spielen könnte, gab es bereits weitsichtige Menschen, die genau darüber nachdachten und die Frage stellten: welches Potenzial hat denn die Windenergie? So vergab das Land Brandenburg, vertreten durch Matthias Platzeck, Anfang der 90´er Jahre des 20. Jahrhunderts eine Windpotenzialstudie. Von den Bewerbern wurden ausgewählt: Kraftwerks- und Anlagenbau AG als Hauptauftragnehmer sowie Ingenieurbüro Kuntzsch für die Windmessungen und die Grüne Liga e.V. für naturschutzfachliche Belange. Für diese Studie waren hunderte von möglichen Standorten zu erfassen, zu kartieren, ihr Windpotenzial zu ermitteln, die Kosten der Errichtung von Windkraftanlagen abzuschätzen incl. der Netzanbindungskosten und viele Naturschutzfragen zu beantworten. Da die meisten Standorte abseits befestigter Straßen lagen, kam als wichtigtes Verkehrsmittel das Fahrrad zum Einsatz. Hier ein Bild aus diesen Tagen:
Von den wichtigsten Standorten waren Rundumfotos aufzunehmen, welche dann für die Windangebotsberechnung verwendet wurden, denn sie enthielten Informationen über Geländerauigkeiten und Windhindernisse, welche zu dieser Zeit noch nicht in GoogleEarth enthalten waren. Jede Erhebung, und sei es ein Hochstand, war dafür willkommen.
Besonders wichtig waren die Daten der Wetterstationen, welche ihrerseits wiederum um den Umgebungseinfluss zu bereinigen waren. Ideal war es, wenn die Möglichkeit bestand, direkt vom Dach der Wetterstation die entsprechenden Fotos zu schießen, wie hier auf dem Dach der Wetterstation Woldegk:
Und das Ergebnis monatelanger Reisen, Datenerhebungen und Berechnungen war eine Datenbank, welche hunderte solcher Datenblätter erstellte:
Die allermeisten der damals ermittelten Standorte sind heute bereits mit Windkraftanlagen bebaut. Und weitere dazu – das Potenzial erwies sich als weit größer, als 1992 erwartet, obwohl das damals schon riesig erschien.
Die fertige Studie in fünf Bänden war nach wenigen Wochen bereits vergriffen. So begann die Energiewende, an welcher viele teilhatten und mit den Ergebnissen der Studie eigene Unternehmen aufbauen konnten.
Besonders begehrt war der Zusatzband mit den Windkarten, denn damit konnte man gezielt nach Standorten in den vielen Datenblättern suchen. Die war das Fundament der Windkraft in Brandenburg. Hier ein Muster dieser Karten, gedruckt auf einen Nadeldrucker, angesteuert aus einer dBase-Datenbank: